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Zwangsräume Bartningallee 7

Elsbeth Graetz, Berlin 31.5.1878 - 5.8.1943 Ghetto Theresienstadt

Bartningallee 7

Zwangs
räume

Antisemitische Wohnungspolitik
in Berlin 1939-1945

Die Gedenkkacheln befinden sich innerhalb des Neubaus im Hausflur. Auf der rechten Kachel ist der ehemalige Grundriss der Klopstockstraße 30 abgebildet. Die linke Kachel erinnert an eine der ehemaligen Untermieterinnen, Elsbeth Graetz, geb. Eger.

Ungefähr dort wo heute in der Bartningallee 7 das 16-stöckige Punkthochhaus steht, befand sich ehemals die Klopstockstraße 30. In dem Haus lebten in der Zeit zwischen 1939 und 1945 mindestens 86 Jüdinnen und Juden in 12 oder 13 der 20 Wohnungen. Mehr als die Hälfte von ihnen wohnte dort bereits vor 1939 als Hauptmieter, bis ab 1939 nachweislich 37 jüdische Menschen in diese Wohnungen zur Untermiete eingewiesen wurden. Eine von ihnen war Elsbeth Graetz, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Nathan Graetz, ihrem Sohn Alfred und ihrer Enkeltochter Gittel zur Untermiete in einem Zimmer der 3-Zimmer-Wohnung von Eva Lehrhaupt eingewiesen wurde. Das dritte Zimmer bezogen das Ehepaar Erna und Siegfried Jalowitz mit ihrem Sohn Kurt. Von den 86 Jüdinnen und Juden wurden fast alle deportiert und ermordet, die gesamte Familie Graetz eingeschlossen.

Die Hausgeschichte zu den einzelnen Wohnungen und deren jüdischen Bewohnern ist online unter https://zwangsraeume.berlin/de/houses/bartningallee-7 dokumentiert.

Die Gedenkkacheln wurden im Rahmen des Projektes „Zwangsräume. Antisemitische Wohnungspolitik in Berlin 1939–1945“ des Vereins Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. und der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin angebracht, das durch die Alfred Landecker Foundation unterstützt und gefördert wurde. Die Gestaltung und technische Umsetzung des Projektes lag bei dem Zoff Kollektiv (https://www.zoff-kollektiv.net/).

Als Konsequenz aus dem „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1939 musste fast die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Berlins ihre Wohnungen verlassen und umziehen. Die Betroffenen wurden, vermittelt durch die „Wohnungsberatungsstelle der Jüdischen Gemeinde Berlin“, zur Untermiete in Wohnungen eingewiesen, in denen bereits andere jüdische Mieterinnen und Mieter lebten. Zumeist waren diese Zwangswohnungen der letzte Wohnort vor deren Deportation und Ermordung.

Historisch interessierte Personen, von denen einige heute selbst in ehemals betroffenen Häusern leben, haben die Geschichte dieser Zwangsräume in Berlin anhand von 32 (von stadtweit insgesamt mindestens 800…) ausgewählten Häusern in einem partizipativen Projekt untersucht. Entstanden ist eine digital konzipierte Online-Ausstellung, die unter https://zwangsraeume.berlin abrufbar ist.

 

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