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Zwangsräume Mommsenstraße 42

Mommsenstraße 42

Die Gedenkkachel, auf dem der Grundriss der Mommsenstraße 42 abgebildet ist, ist an der Außenwand des Gebäudes direkt unter dem Hausnummernschild zu finden.

Die Hausnummer 42 ist eine der sechs nachgewiesenen Zwangshäuser in der Mommsenstraße des gutbürgerlichen Stadtteils Charlottenburg. In vier von den 14 Wohnungen, in denen bereits vor 1939 18 jüdische Hauptmieter lebten, wurden zusätzlich 19 weitere Jüdinnen und Juden zwangseingewiesen. Zu den Hauptmietern, die schon seit 1936 in dem Haus lebten, gehörte das Ehepaar Theodor und Regine Vandewart, geb. Michalowski. In ihre 4,5-Zimmer-Wohnung wurden zusätzlich die Ehepaare Sally und Adele Philipps, geb. Carsch, und Max und Else Schuster, geb. Bab, als Untermieter eingewiesen. In das vierte Zimmer und die Kammer der Wohnung wurden Ernestine Daniel und Johanna Schneider eingewiesen. Von den insgesamt 37 Jüdinnen und Juden wurden 23 aus der Mommsenstraße 42 deportiert und ermordet, darunter alle Bewohner der Zwangswohnung der Vandewarts. Für die Renovierungsarbeiten in der Wohnung, die nach ihrer Deportation vorgenommen wurden, wurde dem Hausverwalter das beschlagnahmte Vermögen des Ehepaares zur Verfügung gestellt.

Die Hausgeschichte zu den einzelnen Wohnungen und deren jüdischen Bewohnern ist online unter https://zwangsraeume.berlin/de/houses/mommsenstrasse-42 dokumentiert.

Die Gedenkkacheln wurden im Rahmen des Projektes „Zwangsräume. Antisemitische Wohnungspolitik in Berlin 1939–1945“ des Vereins Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. und der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin angebracht, das durch die Alfred Landecker Foundation unterstützt und gefördert wurde. Die Gestaltung und technische Umsetzung des Projektes lag bei dem Zoff Kollektiv (https://www.zoff-kollektiv.net/).

Als Konsequenz aus dem „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1939 musste fast die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Berlins ihre Wohnungen verlassen und umziehen. Die Betroffenen wurden, vermittelt durch die „Wohnungsberatungsstelle der Jüdischen Gemeinde Berlin“, zur Untermiete in Wohnungen eingewiesen, in denen bereits andere jüdische Mieterinnen und Mieter lebten. Zumeist waren diese Zwangswohnungen der letzte Wohnort vor deren Deportation und Ermordung.
Historisch interessierte Personen, von denen einige heute selbst in ehemals betroffenen Häusern leben, haben die Geschichte dieser Zwangsräume in Berlin anhand von 32 (von stadtweit insgesamt mindestens 800…) ausgewählten Häusern in einem partizipativen Projekt untersucht. Entstanden ist eine digital konzipierte Online-Ausstellung, die unter https://zwangsraeume.berlin abrufbar ist.

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